SdV Interview mit Falko Schüßler

„Sache des Volkes (SdV): Lieber Falko, Du warst Anfang der 1990er Jahre Vorsitzender des bayerischen Landesverbands der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP). Wie würdest Du heute in der Rückschau die FAP als Partei charakterisieren?

Falko Schüßler: Die FAP entstand aus der operativen Notwendigkeit heraus, der nationalsozialistischen Bewegung der neuen Generation einen parteipolitischen Arm zu geben. Die Bewegung war damals deckungsgleich mit der GdNF (Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front), die ja in erster Linie aktionistisch ausgerichtet war.

Das parteipolitische Konzept sah ernsthafte parlamentarische Mitarbeit – bei dem unwahrscheinlichen Fall des Überspringens einer 5-Prozent-Hürde – nicht vor; meines Wissens gab es einige wenige Mandate auf kommunaler Ebene in unseren damaligen Hochburgen im Ruhrgebiet und in Hamburg. Vielmehr sollten die Parlamente und der Parlamentarismus vor dem Volk entlarvt werden, als daß, was er bis heute ist: eine Ansammlung von gut dotierten Lobbyisten des Kapitals. Michael Kühnen sagte einmal: „Wir können sie nicht zwingen die Wahrheit zu sagen – aber wir können sie zwingen immer dreister zu lügen!“ Durch provokante Aktionen außerhalb, sowie gegebenenfalls innerhalb der Parlamente, sollte die Delegitimierung des ganzen Systems stattfinden.

Dabei war die Entstehung der FAP, so wie wir sie als parteigeschichtlichen Faktor der 1980er Jahre kennen, durchaus bemerkenswert. Gegründet Anfang der 80er von Martin Pape, einem national-konservativen Wirrkopf aus Stuttgart, wurde die Partei ab 1985 gezielt von Leuten der GdNF unterwandert. Pape wurde entmachtet und aus seiner eigenen Partei geworfen. Dabei war der brillante, taktische Schachzug eine bestehende Partei zu unterwandern und zu übernehmen nicht neu. Kurz vorher wurde die wertkonservative Partei „Die Grünen“ von Kommunisten okkupiert. Zu erinnern ist auch an den Versuch des nationalen Naumann-Kreises, die FDP Anfang der 1950er Jahre zu unterwandern und umzuformen.

Nachdem Friedhelm Busse den Parteivorsitz der FAP übernahm, änderte sich die strategische Ausrichtung der Partei grundlegend. Das lag zum einen an der Person Friedhelm Busses selbst. Friedhelm, aus gut nationalsozialistischem Elternhaus, war seit seiner Kindheit politisch aktiv. In den 1960er Jahren in verschiedenen, meist sozialpolitischen Ämtern in der NPD, wurde dann von liberaleren Karrieristen aus der Partei gemobbt und gründete die „Volkssozialistische Bewegung Deutschlands / Partei der Arbeit“ (VSBD/PdA), deren Vorsitzender er bis zum Verbot 1982 war.

SdV: Welchen Eindruck machte auf Dich Friedhelm Busse – als Mensch, Kamerad und politischer Aktivist?

Falko Schüßler: Friedhelm dachte stets in parteipolitischen, aber auch in basisdemokratischen Kategorien. Durch die Erfahrung bei der Erschießung der VSBD-Aktivisten Klaus Uhl und Kurt Wolfgram durch Einsatzkräfte der Polizei war Friedhelm immer entschiedener Gegner von verdeckten, illegalen oder militanten Aktionen. Auch dem Konzept der „Freien Kameradschaften“ , gerade nach dem FAP-Verbot, stand Friedhelm kritisch gegenüber und er suchte schon bald den Wiederanschluß an die NPD. Stets war er Wortführer einer „legalen Revolution“ (analog zu 1933). Von daher war auch ein „Kampf um die Parlamente“ für die FAP mit Friedhelm als Parteichef auf eine andere Basis gestellt.

Der andere Grund für einen Strategiewechsel der FAP war dann auch der Mauerfall und das organisatorische Ausgreifen nach Mitteldeutschland. Bereits in den letzten Jahren der DDR formierten sich, von der Stasi meist unerkannt, kleine Gruppen von Neo-Nationalsozialisten, die sich dann ab 1990 schnell unter den FAP-Fahnen zu sammeln begannen. Was die Schnelligkeit der Rekrutierung anbelangt, lag die FAP in diesen Jahren, weit vor NPD, DVU oder den Republikanern. Auch konnten Polit-Söldner, Abenteurer und sonstige Verwirrte bei uns schneller erkannt und wieder ausgesondert werden. Wir hatten also innerhalb kurzer Zeit unsere Strukturen deutlich mehr als verdoppelt. Und so waren auch Wahlerfolge, in Mitteldeutschland, in greifbare Nähe gerückt.

Zu unserem Selbstverständnis, als nationale und sozialistische Partei, gehörte natürlich auch eine glaubhafte und nachvollziehbare Abgrenzung zu anderen nationalen Parteien. Als Landesvorsitzender hatte ich beispielsweise einen politischen Leitfaden entworfen, der von unseren Aktivisten, bei der Mitgliederwerbung, auch gut angenommen wurde. Dieser Leitfaden beschreibt die wichtigsten taktischen, strategischen und weltanschaulichen Unterschiede zwischen der FAP und unseren nationalen Konkurrenten.

SdV: Im letzten Jahr, 2014, brachte die Gruppe „Hooligans gegen Salafisten (Hogesa)“ über 5.000 nationale Demonstranten in Köln auf die Straße, in Hannover waren es später immerhin noch mehr als 2.000 Personen. Kann man sagen, daß die FAP schon 25 Jahre zuvor den Versuch unternahm, die Hooligan-Szene in nationale Politik einzubeziehen?

Falko Schüßler: Ich kann mich noch gut erinnern – und zwar an die Zeit bevor die FAP die politische Bühne betreten hatte. Anfang der 1980er Jahre, als ich in der Wiking-Jugend aktiv war, wir hatten damals schon gute Kontakte nach Hessen unter anderem zur ANS/NA. Die rekrutierten bei den Hooligans der Eintracht Frankfurt, der „Adlerfront“. Dann gab es eine Fußball-/Motorradgruppe namens „Stander Greif“, die mehr oder weniger national eingestellt war. Man hat immer wieder, mit wechselndem Erfolg, Personal von diesen Gruppen angefordert wenn handgreifliche Auseinandersetzungen mit der Antifa, („Schwarzer Block“ aus Frankfurt und andere) zu erwarten waren.

Als ich einen FAP-Kreisverband in Aschaffenburg aufbaute, bekam ich recht schnell zur dortigen Hooligan-Szene Kontakt. Das waren Fans von Kickers Offenbach die sich regelmäßig in einer Kneipe in Kleinostheim trafen. Einige von ihnen habe ich dann tatsächlich dauerhaft in die Parteiarbeit einbinden können. Durch deren überregionale Kontakte konnten wir auch schon mal Waldhof-Fans aus Mannheim nach Aschaffenburg holen, als das Drohpotential der örtlichen Antifa überhand nahm.

SdV: Gewaltbereitschaft ist im öffentlichen Raum umstritten. Dem von Dir genannten Argument des Selbstschutzes gegen Antifa-Angriffe steht das Argument des „Bürgerschrecks“ gegenüber. War die damalige Strategie der FAP, Hooligans in nationale Strukturen einzubinden, aus Deiner Sicht erfolgreich?

Falko Schüßler: Prinzipiell war es eine Rekrutierungsstrategie, die durchaus erfolgreich war. Das liegt an der Struktur der Hooligan-Szene selbst. Ein erlebnisorientierter, martialisch-gewaltaffiner Männerbund, der sich nach außen abschottet und sich auch von Strafverfolgung nicht abschrecken läßt, hatte viele Gemeinsamkeiten mit den verfemten und verfolgten Zusammenhängen und Kameradschaften des Nationalen Widerstands der 198oer bis 1990er Jahre. Aber außer Bürgerkriegs- und Straßenkampfromantik ist nicht viel geblieben. Eine Politisierung der Hooligans – aber auch anderer Gruppierungen, Subkulturen, etc. – muß von innen kommen. Wir Nationalisten konnten und können immer nur ein Angebot machen, sich weiter zu entwickeln, zu lesen, sich zu disziplinieren und zu organisieren. Soviel ich weiß, haben sich dauerhaft nur Teile der Borussenfront aus Dortmund in die politische Arbeit einbinden lassen.

SdV: Friedhelm Busse drückte einmal in einem Gespräch mit mir große Wertschätzung gegenüber Gregor Strasser aus. Wie bewertest Du das politische Vermächtnis Gregor Strassers, aber auch das seines Bruders Otto?

Falko Schüßler: Womit wir bei den weltanschaulichen Schwerpunkten der FAP wären. Denn Friedhelm Busse war ja nicht nur der unangefochtene Parteivorsitzende – sondern auch der geistige Kopf unserer Partei. Friedhelm war durch und durch Sozialist im besten Sinne des Wortes. Er sah sich stets in der Tradition des linken Flügels der NSDAP, sein großes Vorbild war der Arbeiteragitator Willi Börger, der ja wie Friedhelm auch, aus Westfalen stammte.

In vielen seiner Reden zitierte Friedhelm, Gregor Strasser, wenn er von der „…antikapitalistischen Sehnsucht des Volkes…“ sprach oder davon, daß „…das Eigentum der Produktionsmittel nicht unantastbar…“ sein dürfe. Natürlich hat Friedhelm auch verschiedene Schriften Gregor Strassers immer wieder zu Schulungen herangezogen. So unter anderem „Kampf um Deutschland“, das „Wirtschaftliche Sofortprogramm der NSDAP“ oder auch „Arbeit und Brot!“, die bekannte Reichstagsrede vom Mai 1932. Bei den stets beliebten, nächtlichen Diskussionen mit Friedhelm, nach Führertreffen oder Parteitagen, drehte es sich meist um die Frage, wie der Industriekapitalismus einzuhegen und dem Volk dienstbar gemacht werden müsse, ohne die Schaffenskraft des Wettbewerbs zu zerstören. Generelle Enteignungen lehnte Friedhelm aber als „marxistisch“ ab.

Friedhelm Busse hat dabei aber nicht nur die Klassiker des historischen Nationalsozialismus gelesen, sondern versucht sie auf die BRD-Verhältnisse zu übertragen beziehungsweise sie weiterzuentwickeln. So entstand die Idee des Volkssozialismus, der durchaus eine europäische und supranationale Komponente aufzuweisen hatte – im Gegensatz zum Nationalismus der 1930 bis 1940er Jahre. So war er unter anderem von der Idee einer „Europäischen Eidgenossenschaft“ begeistert, wie sie in der Europa-Charta von Alexander Dolezalek 1944 umrissen wurde.

Zu meiner eigenen Einschätzung über Gregor Strasser: Er hat viel zum sozialistischen Profil der NSDAP beigetragen, nicht nur ideologisch. Seine Gedanken eines „Deutschen, antimarxistischen Sozialismus“ eines „Sozialismus der Tat“ und nicht der bloßen Umverteilung von reich nach arm, ist nach wie vor Grundvoraussetzung einer „klassenlosen Volksgemeinschaft“, in der Leistung belohnt, nicht bestraft wird – und somit tatsächlich revolutionär! Auch sein geniales Konzept der „Produktiven Kreditschöpfung“, eine Sofortmaßnahme gegen strukturelle Massenarbeitslosigkeit, wirtschaftliche Depression und drohenden Staatsbankrott, ist nach rund 85 Jahren aktuell wie nie – und deshalb durch den Maastricht-Vertrag explizit verboten.

Gregor Strassers tragischer Tod am 30. Juni 1934 ist dem Umstand geschuldet, daß er dem taktischen Durchhaltevermögen seiner eigenen Partei kein Vertrauen entgegen bringen konnte, sich von Industriekreisen korrumpieren ließ und dadurch, vermutlich eher unbewußt, seinem Führer in den Rücken fiel. Aber das ist ja eher eine historische Bewertung.

Zu Otto Strasser nur so viel: Friedhelm lernte ihn persönlich in den 1950er Jahren kennen und bezeichnete ihn stets als politischen Scharlatan und Selbstdarsteller, der dem politischen Vermächtnis seines Bruders großen Schaden zu gefügt hat. Seine „nationalbolschewistischen“ Ideen hat er vehement abgelehnt.

SdV: Naja, die ideengeschichtliche Einordnung Otto Strassers sieht die SdV anders […]. Aber was ist für Dich „Nationaler Sozialismus“?

Falko Schüßler: Nationaler Sozialismus ist weder Ideologie noch Dogma sondern eine Weltanschauung, d.h. eine lebendige und ständig wandelbare, wissenschaftlich fundierte, ganzheitliche Anschauung aller Lebensfragen des Menschen. Ausgehend von der Natur des Menschen und der philosophischen Anthropologie bemüht sich der Nationale Sozialismus vorurteilslos um die Erkenntnis der Wirklichkeit mit Hilfe eines art- und naturgemäßen Denkens. (Nicht der Mensch, wie er sein sollte – sondern wie er ist!) Er akzeptiert die Ungleichheit der verschiedenen Menschenrassen und ist bestrebt aus den sechs Urtrieben des Menschen (Territorial-, Selbsterhaltungs-, Fortpflanzungs-, Besitz-, Dominanz-, und Gemeinschaftstrieb) eine sinn- und wertstiftende, gerechte Gesellschaftsordnung zu formen.

Dabei ist der Nationale Sozialismus nicht deckungsgleich mit dem historischen Nationalsozialismus, der nur eine von vielen Möglichkeiten im frühen 20. Jahrhundert war. Der Nationale Sozialismus stellt die Gemeinschaft artgleicher Menschen in den Mittelpunkt allen Denkens und Fühlens und entstand genau genommen zu dem Zeitpunkt, als sich Familien zu Sippen, zu Horden und Stämmen, also zu einer höheren Gemeinschaftsstruktur zusammen fanden. Er ist so alt, wie die nordische Menschheit selbst und hat in jeder Geschichtsepoche seine eigene Ausdrucksform gefunden. Diese höhere Gemeinschaft ist aber letztlich das Volk. Vereinfacht ausgedrückt: Nationalismus ist die konsequente Vertretung der Interessen des Volkes nach außen (Volkssouveränität), der Sozialismus die Interessenvertretung des Volkes nach innen (Gerechtigkeit und Solidarität).

Die Nation ist die Gemeinschaft von Menschen gleicher Herkunft, geschichtlich als Schicksalsgemeinschaft zusammengewachsen, gebunden durch Sprache, Sitte und einen innerlich gewachsenen Ehrbegriff. Eine multirassische Gesellschaft kann daher nie eine Nation sein.

Sozialismus ist eine Gemeinschaftsordnung, in der der Einzelne seine soziale Stellung, durch seine Leistungsfähigkeit und -bereitschaft im Dienst an der Gemeinschaft, erhält. Nicht die bloße Arbeitszeit ist dabei als Wertmaßstab anzusetzen (wie im Marxismus) sondern der tatsächliche und ideelle Wert für die Gemeinschaft. Die Durchsetzung dieser volksbezogenen Gemeinschaftsordnung, die das Gemeinsame betont und dennoch den unterschiedlichen Bedürfnissen und Neigungen des Einzelnen freien Raum läßt, bedeutet die endgültige Überwindung von Klassenkampf und Ausbeutung.

Somit ist Nationalismus und Sozialismus untrennbar miteinander verwoben und bedeutet die Förderung und Verteidigung der Grundwerte deutschen Menschentums: Blut – Boden – Staat – Ehre – Arbeit!

SdV: In einem Gespräch sagtest Du einmal zu mir, das „Revolutionsgerede“ im Nationalen Widerstand sei schädlich. Erkläre bitte […], was Du damit meinst.

Falko Schüßler: Ich kann mich an dieses Gespräch, ehrlich gesagt, nicht mehr erinnern. Vermutlich ist das ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat. Nach wie vor bin ich der Überzeugung, daß dieses Regime der Vasallen der Hochfinanz durch eine Revolution beseitigt gehört. Wobei ich betonen muß, daß „Revolution“ nicht zwangsläufig „Barrikade“ meint, sondern „den Geisteszustand der Menschen“ frei nach Ortega y Gasset. Revolution ist schließlich die Umwertung aller bestehenden Werte und nicht bloß der Austausch der Machthaber. Und laut Selbstverständnis ist die brd ja nicht nur das Negativ des „Dritten Reiches“ sondern, mittlerweile immer ungenierter, die Antithese eines Staates der Deutschen wie er sogar im Grundgesetz definiert ist. In so fern ist die anzustrebende Revolution sogar grundgesetzkonform.

Wie man aber in der Öffentlichkeit mit dem Begriff „Revolution“ umgeht, wann man ihn verwendet und wann nicht, hängt immer mit der Gesamtlage zusammen. Schließlich wollen wir die Menschen gewinnen, nicht erschrecken. Ich halte nichts davon, einen Begriff wie eine Monstranz vor sich her zu tragen, nur um zu beweisen wie „revolutionär“ man ist.

SdV: Der Zusammenhang des Gesprächs zwischen uns war nach meiner Erinnerung der, daß wir beide darin übereinstimmten, daß das ständige Herbeireden einer Revolution, die demnächst bevorstehe, insbesondere jüngere Kameraden demotiviert, wenn die heißersehnte Revolution dann mittelfristig ausbleibt. Selbstverständlich geht es nicht darum, das Ziel einer nationalen Revolution aufzugeben, aber wir müssen uns wohl auf einen zähen politischen Kampf einstellen, das heißt viel Ausdauer besitzen. Ein anderes Thema: Du bist Kreisvorsitzender der NPD in Aschaffenburg. Wie bewertest Du die derzeitige Lage Deiner Partei?

Falko Schüßler: Die NPD steckt in einer tiefen Sinnkrise und das aus mehreren Gründen: Die scheinbar völlige Fixierung auf Wahlen und Wahlkämpfe, die Hoffnung an die Wahlerfolge der Jahre 2004 und 2006 anknüpfen zu können und die permanenten Wahlniederlagen der letzten Jahre lassen sich am besten daran erkennen, daß die Partei zwischen einzelnen „Superwahljahren“ buchstäblich in einen Dornröschenschlaf fällt, offenbar um Kraft zu sammeln für den nächsten Wahlkampf, anstatt die Zeit zu nutzen sich strategisch neu zu formieren. Ständige Wahlniederlagen führen naturgemäß zu Resignation an der Basis und das Minimalziel einer Wahlkampfkostenrückerstattung als Wahlziel ist immer schwerer zu vermitteln.

Zum anderen hat die NPD, nach wie vor ein massives Imageproblem. Auch potentielle Sympathisanten trauen der Partei keine grundlegende Lösung der gesellschaftlichen, politischen oder wirtschaftlichen Probleme zu. Die Stigmatisierung der Partei und deren Repräsentanten ist tief verankert und die Öffentlichkeitsarbeit, so professionell sie auch in den letzten Jahren geworden ist, kann daran nichts ändern, wenn die Zielrichtung einfach falsch ist.

SdV: Wie muß man sich das in der Realität vorstellen?

Falko Schüßler: Nur dieses simple Beispiel: Die Medien- und Marketingabteilungen des Systems kommunizieren auf allen Ebenen deren „Erfolgsmeldungen“ (Rückgang der Arbeitslosigkeit, Wirtschaftswachstum, stabile Börsenkurse, gut integrierte Migranten, die uns so richtig bereichern und „traumatisierte Flüchtlinge“, die von guten Menschen mit offenen Armen empfangen werden und die uns über den „demographischen Wandel“ hinweghelfen werden, etc., etc.). Jetzt nimmt man ein Flugblatt der NPD in die Hand oder schlägt die Deutsche Stimme auf – und was erfährt man dort? Alles Lüge, Verbrecher regieren uns, die Kriminalität nimmt überhand, Asylanten überschwemmen unser Land, wir stehen am Abgrund und sehen katastrophalen Zeiten entgegen – garniert mit der Drohung, wer jetzt nicht endlich NPD wählt, wird in der multikulturellen und multikriminellen Hölle schmoren…

Jetzt mal ehrlich, wer will so etwas hören…?? Selbst wenn es die Wahrheit ist? Dabei muß man noch nicht einmal etwas von Marketing oder Werbestrategie verstehen. Es ist einfach nur logisch. Es gibt sogar ein philosophisches Beispiel hierfür: Platons Höhlengleichnis. Es ist die Geschichte eines Mannes, der seinen gefangenen Mitmenschen von der Wahrheit berichtet, sie auffordert aufzustehen und sie zur Freiheit führen will – und vor lauter Angst und Unverständnis von den Gefangenen letztlich umgebracht wird. Oder noch einfacher: Dem Überbringer der schlechten Botschaft wird der Kopf abgehackt!

Im Übrigen ist die „negative Propaganda“ nicht nur ein Problem der NPD, sondern des gesamten Nationalen Widerstands, der lieber grundehrlich und mit offenem Visier einen Gegner bekämpft der heimtückisch, verlogen, mit Verleumdung und Diffamierung arbeitet und sich niemals auf eine inhaltliche Debatte einlassen würde.

Die neueste Kampagne der NPD heißt „Asylbetrug macht uns arm!“… noch mehr muß ich dazu nicht sagen….

SdV: Zuversicht kann man aus Deiner düsteren Analyse kaum gewinnen …

Falko Schüßler: Auch wenn die bisherige Antwort auf Deine Frage eher ernüchternd, manchem defätistisch erscheint, sehe ich dennoch die NPD in einer wichtigen Position innerhalb des Nationalen Widerstands. Nämlich als einen Strukturvorläufer einer zu schaffenden, organisch aufgebauten Volksgemeinschaft – und als Scharnier zwischen System und Revolution. Den „Kampf um die Parlamente“ hat die NPD vorerst verloren und kann gerade deshalb den Kampf um Deutschland gewinnen. Allerdings nur wenn man bereit ist, sich selbst neu zu erfinden und nicht zum Selbstzweck wird: Weg von einem Selbstverständnis als Partei unter anderen Parteien, die auf parlamentarischem Wege Veränderungen herbeiführen könnten – hin zur Speerspitze einer Volksbewegung. Die linke Graswurzelbewegung hat das bereits vor 40 Jahren vorexerziert. Das Volk ist nicht „politikverdrossen“ sondern system- und parteienmüde! Weg mit drei Buchstaben, die schon seit Jahren verbrannte Erde bedeuten, ganz besonders in Westdeutschland. Das Argument „Wiedererkennungswert“ ist absurd, angesichts viel jüngerer Formationen, die durchaus erfolgreich sind. Weg von Negativ-Propaganda – hin zu Visionen, zu einer „Frohen Botschaft“, zu einer Zukunft in leuchtenden Farben, zu echter Hoffnung und Geborgenheit im tristen BRD-Alltag. Die Menschen müssen sich einfach gut fühlen, mit einem Flugblatt von uns in der Hand, statt mit unüberwindbaren Problemen oder Horrorszenarien eingeschüchtert zu werden.

Zuweilen habe ich den Eindruck, daß selbst eigene Mitstreiter von dieser Art der Propaganda überwältigt werden und so den Glauben an eine lebenswerte Zukunft verlieren. Kontraproduktiv ist diese bisherige Art der Werbung allemal.

SdV: Besteht die Gefahr, daß AfD und Pegida der NPD den Rang ablaufen – beim Kampf und die Parlamente und beim Kampf um die Straße?

Falko Schüßler: Das sehe ich überhaupt nicht so. Die AfD nimmt die politische Position ein, die CSU und Teile der CDU noch zu Kohls Zeiten inne hatten. Sie gibt dem wertkonservativen Kleinbürgertum, dem Leistungsträger Mittelstand die lange versagte Stimme. Daß manche aus dem nationalen Lager, die sich immer noch einen Funken Vertrauen zu diesem System bewahrt haben, hier eine Chance wittern, dem permanenten „Linksruck“ der Republik – oder besser der konsequenten Internationalisierung und Entdeutschung unserer Heimat – entgegen zu wirken, ist nur verständlich. Letztlich kommt aber die Enttabuisierung verschiedener Themen, die die AfD anspricht, auch der NPD zu gute. Bei Wahlen natürlich entscheidet auch vermeintliche „Seriösität“ und „Glaubhaftigkeit“ und mancher ehemalige NPD-Wähler war scheinbar froh, nicht mehr den „Schmuddelkindern“ seine Stimme schenken zu müssen. Daß die NPD in Sachsen wichtige Strukturen und damit viel Geld verloren hat, ist tragisch, kann aber ein Signal zur Neubesinnung sein. Unterm Strich ist die Aufsplitterung der Parteienlandschaft eher ein Gewinn, sie führt zu politisch-ideologischer Beweglichkeit und ist ein untrügliches Zeichen einer vorrevolutionären Phase. Um ein historisches Beispiel zu bemühen: 1932 gab es im Reich an die 60 Parteien.

Interessanter ist hier ein Blick auf Pegida. Denn hier formieren sich Menschen, die mit Parteienpolitik abgeschlossen haben. Natürlich ist Pegida nur ein Anfang und auch nur ein Teil des Widerstands der Straße gegen das System – Blockupy, Hogesa, Friedensmarschierer, Endgame, ect. gehören natürlich auch dazu. Auch wenn diese total unterschiedlichen Bewegungen aus verschiedenen Gründen das System bekämpfen – der Druck der Straße wächst, das System muß seine Kräfte verteilen und verliert täglich mehr seine Legitimität. Nur einmal weiter gedacht: Um seine Machtstrukturen zu erhalten, muß das BRD-Regime all diese Unruhe im Volk unterdrücken. An dem Tag, an dem sie sich entschließen auf Demonstranten zu schießen, sind sie erledigt. Noch können die Machthaber mit dem Prinzip „divide et impera“ ein relatives Gleichgewicht erhalten. Aber die politische Landschaft polarisiert sich und letztlich werden die Aktivisten der verschiedenen Bewegungen sich zwischen zwei Polen entscheiden müssen: Kämpfen sie für den Erhalt der brd, für ein „weltoffenes“, antideutsches Multikultiparadies, unter der Ägide der kapitalistischen Verwertungslogik und als Protektorat des US-Imperiums oder für ein souveränes, demokratisches, solidarisches Deutschland, in einem Europa der abendländischen Völker.

SdV: Welchen politischen Eindruck macht auf Dich Frank Franz, der seit ein paar Monaten die NPD auf Bundesebene führt?

Falko Schüßler: Mit Frank Franz verbinde ich keine persönliche Erfahrung, keine langjährige Kameradschaft, ich kenne ihn, ehrlich gesagt nur „vom Sehen“ und kann mir nur schwer ein Urteil über ihn bilden.

Die Wahl zum Bundesvorsitzenden im November 2014 war – und das ist ein offenes Geheimnis, das auch ihm selbst nicht verborgen geblieben sein dürfte – eine Notlösung, mangels geeigneter Kandidaten. Richtig glücklich darüber war niemand. Politisch ordne ich Frank Franz eher dem nationalliberalen Flügel der Partei zu, da aber seine politischen Kommentare eher allgemein gehalten sind, ist das schwer festzumachen. Seine Führungskompetenz ist die eines Oberfeldwebels geblieben, integrierende Fähigkeiten, die ideologischen Fliehkräfte der einzelnen Parteifraktionen zu bändigen habe ich auch noch nicht gesehen. Die agitatorischen und intellektuellen Leistungen sind befriedigend, aber nicht überragend. Aus seinem photogenen Aussehen und seinem selbstsicheren Auftreten das Charisma eines politischen Führers vom Schlage eines von Thaddens, Schönhubers oder H.C. Straches abzuleiten, wäre vermessen. Seine nervigen – neudeutsch – „Selfies“ auf facebook lassen auch keine Ernsthaftigkeit, daran etwas zu ändern, erkennen.

Was mich aber wirklich enttäuscht – und damit stehe ich in der Partei nicht alleine – ist das völlige Fehlen eines politischen oder auch strategischen Konzeptes, einer Vision, einer Marschrichtung, eines Siegeswillens. Das hätte ich der NPD gewünscht nach Jahren innerer Zerwürfnisse und latenter Resignation. Ich kann nur hoffen, daß Frank Franz an seiner Aufgabe noch wächst und wünsche ihm dazu alles Gute.

SdV: Auf der NPD-Facebook-Seite war nach dem Pariser Mordanschlag gegen die Redaktion der linksliberalen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ zu lesen: „Je suis Charlie!“ (Ich bin Charlie!) Kannst Du Dich mit dieser Aussage identifizieren?

Falko Schüßler: Ein paar Tage nach dem Medienhype las man auf einem Transparent des „Bloc identitaire“ die Parole: „Je suis Charlie Martel!“. Das war mir bedeutend sympathischer – und vor allem ehrlicher. Die Frage hinter der Frage heißt aber eigentlich, mit wem wir, deutsche und europäische Nationalisten, uns eher solidarisieren könnten. Und das scheint mir die Wahl zwischen Pest und Cholera zu sein. Hier atheistische, nihilistische, anarchistische Weltbürger, die die Meinungsfreiheit missbrauchen um sämtlichen weltanschaulichen Idealismus mit Füßen zu treten und dort Vertreter eines Steinzeit-Islams, die religiösen Wahn als einzig wirksame Waffe gegen die westlichen Unwerte verstehen.

Die Solidarisierung vieler „Patrioten“ mit „Charlie Hebdo“, nur weil die Opfer Europäer waren und sich der „Islam“ als Feindbild anbietet, greift viel zu kurz. Generell bin ich immer vorsichtig mit der Kritik am Islam und kann die antiislamische Hetze in vielen rechtspopulistischen oder nationalen Publikationen, so auch in der Deutschen Stimme, nicht unterstützen. Die Kritik an der Islamisierung kommt mir immer wie ein publizistisches Feigenblatt vor, um nicht Überfremdungskritik artikulieren zu müssen. Wieso positioniert man sich gegen „Islamisierung“ und sagt nicht offen gegen Überfremdung? Weil es halbwegs opportun ist! Hier läßt man sich aufs us-imperialistische Glatteis führen. Amerikanische Think Tanks haben nicht erst seit Samuel Huntington den islamischen Kulturkreis zum Feind erkoren. Außerdem ist man sich dort sicher: die Destabilisierung Europas, sollte sie für die USA einst wünschenswert werden, geht nur über die Aufladung eines religiösen Fanatismus. Insofern bin ich sehr skeptisch, was die Attentäter von Paris oder die „Greueltaten“ des IS anbelangt.

SdV: Wie sollten wir deutschen Nationalisten uns beim Thema „Islam“ Deiner Meinung nach aufstellen?

Falko Schüßler: Für uns Nationalisten kann der Islam, so sehr wir seine Riten ablehnen und wir ihn als wesensfremd erkennen, nicht der Feind sein. Noch nicht einmal der durchschnittliche islamische Einwanderer, sondern die, die diese Wanderbewegungen verursacht haben. Nicht zufällig sind es dieselben Mächte, die mit der Züchtung von Arbeitsnomaden schnellen Profit machen, die viele Weltregionen destabilisieren und damit paralysieren, die sich gewaltsam Absatzmärkte öffnen, Hunger als Waffe inszenieren, dadurch Flüchtlingsströme auslösen, die unser Konsumverhalten kontrollieren und überall in den ehemaligen Industriestaaten eine soziokulturelle Schneise der Verwüstung hinterlassen. Wir sollten aufhören, uns in einen Religionskrieg hetzen zu lassen, der nicht der unsere ist!

SdV: Lieber Falko, vielen Dank das Gespräch.“

Quelle , hier geht es noch zu einem anderen Interview von der SdV.

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