Die Furcht der Heuchler, Instrumentalisierung von Flüchtlingen

Die Gehirnwaschmaschine läuft auf Hochtouren. Glaubt man dem Bundespräsidenten, kann Deutschland gerne bunter und ein wenig chaotischer werden. Ein- und Zuwanderung werden als Segen definiert, Fragen nicht zugelassen. Vorsicht ist dennoch geboten. Denn Heuchler kennen keine Tabus. Für Gauck, Merkel und deren [linken] Gehilfen sind »Buntheit« oder »Willkommenskultur« allenfalls Marketinginstrumente. Sie haben die Interessen der Mächtigen durchzusetzen, nicht einen Karneval der Kulturen zu organisieren. Empathie ist das Verkaufsargument.

Wünscht sich die herrschende Klasse ein größeres Reserveheer an Jobsklaven, ist das der Politik Befehl. Auch wenn dieser Wunsch nur ein Hilfsargument sein mag. Vielleicht soll die gewaltige Gleichschaltungskampagne nur das ungläubige Staunen verdecken, mit dem Finanzoligarchen, Multimilliardäre, Toppolitiker den Resultaten ihres Wirkens gegenüberstehen. Der von den Herren des Westen maßgeblich mitverursachte Strom von Menschen auf der Suche nach einer besseren Welt [genauer gesagt Frauen und Geld] ist zu einer »materiellen Gewalt« geworden, wie es Karl Marx ausdrücken würde. Jetzt versucht man, das Beste für sich daraus zu machen. Mit untauglichen Mitteln und verlogenen Begründungen.

Gerhard Schröder, Hartz-IV-Kanzler und vermutlich letzter Regierungschef mit SPD-Parteibuch für mindestens hundert Jahre, ließ sich nicht lange bitten. Er gab jüngst Springers Welt ein Interview. Darin forderte er eine »Agenda 2020« und wünschte sich »Zuwanderung in unser Sozialsystem«. Um die Renten zu sichern.

Die Heuchler sagen, Deutschland und Europa brauchen Fachkräfte. Nein, das Kapital braucht sie. Es verlangt nach ihnen, weil seine Institutionen – Unternehmen, Stiftungen und der von ihm gelenkte Staat – zu wenig heranbilden. Es ist billiger, Ingenieure und Ärzte aus aller Welt abzuwerben, Handlangerjobs von Menschen aus dem Kosovo erledigen zu lassen. Das eigene Prekariat braucht schließlich Konkurrenz. Und Integration ist auch so ein Wort. Die Bundesrepublik war bis heute nicht willens und fähig, die zweite und dritte Generation ehemaliger »Gastarbeiter« zu integrieren.

Noch sind die Medien in Deutschland nicht alle gleichgeschaltet. [Viel zur kompletten Gleichschaltung fehlt nicht mehr und dies gilt auch für die Junge Welt.] Auf den (in vielerlei Hinsicht verdienstvollen) Nachdenkseiten.de hat Jens Berger gerade die Schröder-Argumentation als Unfug entlarvt. Dies zu tun, erfordert Courage. Meinungsinquisitoren wachen über eine politisch korrekte Verarbeitung des Themas. Diskussionen, womöglich solche, die nach den materiellen Hintergründen des ganzen Komplexes fragen, werden nicht geduldet, bestraft wird mit Shitstorm und medialem Mobbing. Weder das Versagen der politisch Verantwortlichen darf thematisiert noch das entstandene Chaos auf seine Ursachen untersucht werden.

Doch es gilt auch weiterhin: Der erste Schritt zur Wahrheit ist der Zweifel. Es braucht Analyse statt verordneter Gefühlsmanipulation.

von Klaus Fischer, Junge Welt (4.Sep.2015)

Hinterlasse einen Kommentar